Digitale Lunch Break Session
Deutsches Jugendinstitut e.V.

Traumafolgestörungen bei unbegleiteten jungen Geflüchteten (ujG) stellen Kinder- und Jugendhilfe sowie Gesundheitssystem vor große Herausforderungen. Nach sechsjähriger Projektlaufzeit zieht der Forschungsverbund „Better Care“ Bilanz und präsentiert neue Erkenntnisse für eine verbesserte Versorgung.

Zahlreiche Studien zeigen, dass es sich bei unbegleiteten geflüchteten Kindern und Jugendlichen um eine besonders vulnerable Gruppe handelt: sie sind vor, während und nach ihrer Flucht wiederholt kritischen und potenziell traumatischen Lebensereignissen ausgesetzt und können infolgedessen psychopathologische Auffälligkeiten entwickeln. Diese bleiben häufig auch nach der Unterbringung in einem stabileren Umfeld bestehen und stellen stationäre Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe immer wieder vor Herausforderungen.
Im vom BMBF finanzierten Verbundprojekt „Better Care“ untersuchen Forschende der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, des Universitätsklinikums Ulm und des Deutschen Jugendinstituts seit 2019, ob unbegleitete junge Geflüchtete mit psychischen Auffälligkeiten anhand bereits erprobter Behandlungsangebote kombiniert in einem gestuften Versorgungsmodell wirkungsvoller und besser unterstützt werden können als in der herkömmlichen Versorgungsstruktur.
An der Erprobung des gestuften Versorgungsmodells haben sich in einem randomisierten Kontrollgruppendesign über 60 Jugendhilfeeinrichtungen aus Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Berlin und Thüringen beteiligt mit insgesamt etwa 600 Jugendlichen, die vorwiegend in stationären Wohngruppen leben und zu ihren psychischen Belastungen befragt wurden. Im Rahmen der Intervention erhielten die befragten Jugendlichen in den Better Care-Einrichtungen bei milden bis moderaten psychischen Symptomen eine Empfehlung für das Gruppen-Präventionsprogramm „Mein Weg“. Teilnehmenden mit klinisch auffälligen psychischen Symptomen wurde einzeln eine „Traumafokussierte kognitive Verhaltenstherapie“ (TF-KVT) angeboten. 120 der Jugendlichen, die in den Jahren 2020 und 2021 in die Studie aufgenommen wurden, begleiteten DJI-Forschende zusätzlich über einen Zeitraum von 24 Monaten und befragten sie auch zu ihrer Einschätzung von Postmigrationsfaktoren und Teilhabeprozessen. Darüber hinaus wurden zu Beginn der Projektphase bundesweit 247 Mitarbeitende in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe zu ihren Erfahrungen mit psychisch belasteten jungen Geflüchteten sowie zu ihrer Einschätzung der Zusammenarbeit mit ambulanten und stationären Versorgungsangeboten befragt.
Im Rahmen der Veranstaltung wird zunächst der Stand der Forschung zur psychischen Gesundheit von unbegleiteten jungen Geflüchteten beleuchtet und zentrale Ergebnisse dazu aus dem Projekt Better Care präsentiert. Weiterhin werden evidenzbasierte Behandlungsmöglichkeiten für Traumafolgestörungen vorgestellt und Befunde zur Wirksamkeit des gestuften Versorgungsansatzes präsentiert. Es sollen die Herausforderungen fokussiert werden, die sich an der Schnittstelle zwischen Kinder- und Jugendhilfe und Gesundheitssystem bei der Umsetzung wirksamer Versorgungsansätze ergeben und Lösungsmöglichkeiten auf Basis der Projekterfahrungen aufgezeigt werden.

Weiterführende Informationen

https://www.ku.de/bettercare

Veranstalter*in

Forschung zu Kindern, Jugendlichen und Familien an der Schnittstelle von Wissenschaft, Politik und Fachpraxis

Adressat*innen

Hauptamtliche der Kinder- und Jugendhilfe

Politik & Verwaltung

Projekt / Fachbereich

BETTER CARE – Verbesserung der psychotherapeutischen Versorgung unbegleiteter junger Flüchtlinge durch gestufte Versorgungsansätze