Vortrag + Diskussion
Internationaler Bund (IB)
In Zeiten öffentlichen Rechtsrucks und höherer Belastungen im Hilfesystem stellt sich die Frage, wie die Auseinandersetzung mit dem Thema Rassismus sowie diskriminierungskritische, migrationssensible und intersektionale Arbeit in den Erziehungshilfen und im Kinderschutz gestärkt werden können.
Viele junge Menschen und Eltern erleben in verschiedenen Lebenskontexten Diskriminierung und Rassismus - aufgrund historisch gewachsener und struktureller (gruppenbezogener) Zuschreibungen. Dies hat Auswirkungen auf die Lebensrealitäten der Adressat*innen und nicht zuletzt auch auf die zwischenmenschlichen Beziehungen in den Erziehungshilfen und dem Kinderschutz, was die Schaffung einer guten Vertrauens- und Beziehungsbasis herausfordern kann, gerade wenn es sich um einen fremdbestimmten (Zwangs-)Kontext für die Adressat*innen handelt. Im Rahmen der Hilfen können – häufig unbewusste - Zuschreibungen seitens der Fachkräfte die Lebens- und Hilfeverläufe junger Menschen und Familien beeinflussen.
Gerade in Anbetracht des aktuell deutlich zu Tage tretenden Rechtsrucks, der Auswirkungen sowohl auf Adressat*innen als auch Einrichtungen der Hilfen hat, stellen sich in diesem Kontext vielfältige Fragen: Wie wirken sich Diskriminierungserfahrungen auf Interaktionen im Kinderschutz aus, und was lässt sich daraus für das professionelle Handeln ableiten? Was bedeutet die Reflexion gesellschaftlicher Strukturen und Machtverhältnisse in diesem Kontext, und welche Forderungen leiten sich aus intersektionalen und machtkritischen Fragestellungen für diese besonderen Hilfesettings ab? Wie kann besonderen Belastungen und Erfahrungen aufgrund von Flucht, Migration oder Diskriminierung Raum gegeben werden, und wie lassen sich (Versorgungs-)Lücken in diesen Zeiten schließen? Und wie können empowernde Räume geschaffen und Adressat*innen in diesen Hilfen gestärkt werden?
Die Veranstaltung startet mit drei Blitzlichtern aus Forschung, Praxis und der Perspektive BPoC*-Fachkräfte mit eigener biografischer Jugendhilfeerfahrung zu zentralen Erkenntnissen, persönlichen Erfahrungen und Handlungsansätzen:
• Prof.`in Dr. Birgit Jagusch, TH Köln, zeigt die Bedeutung von Diskriminierungserfahrungen der Adressat*innen für die Interaktion im Kinderschutz auf und nennt notwendige Konsequenzen für die Praxis.
• Zwei BPoC-Sozialarbeiter*innen des Careleaver Bayern e.V. stellen anhand von Praxisbeispielen dar, wie Empowerment in den Erziehungshilfen möglich sein kann und welche zentrale Rolle machtkritische Ansätze dabei haben.
• Zwei Praktiker*innen aus den ambulanten Hilfen des IB Süd e.V. geben Einblick in ihren Praxisalltag und in wirkungsvolle Ansätze in den Frühen Hilfen und der Krisenintervention, u.a. mit Familien mit Fluchterfahrung
In einer anschließenden Podiumsdiskussion mit den Impulsgeber*innen blicken wir gemeinsam auf Verbindendes der Erfahrungen und Erkenntnisse, gelingende Ansätze, erforderliche Rahmenbedingungen sowie strukturelle Lücken und die große Wirkkraft empowernder Räume.
*BPoc = Black/People of Color
Adressat*innen
Hauptamtliche der Kinder- und Jugendhilfe
Berufseinsteiger*innen, Quereinsteiger*innen
Projekt / Fachbereich
IB Süd e.V. & Zentrale Geschäftsführung