Panel
Deutsches Jugendinstitut e.V.
Im Panel diskutieren Wissenschaft und Praxis über Erfahrungen von Familien und Jugendlichen mit dem Leistungssystem. Drei Impulsvorträge beleuchten die Perspektive verschiedener Adressatengruppen. Mit Vertreter:innen aus der Wohlfahrtspflege und Leistungsgewährung werden Implikationen entwickelt.
Haushalte, die von Armut bedroht oder betroffen sind, können Sozialleistungen in Anspruch nehmen, um ihre Existenz zu sichern und soziale Teilhabe zu ermöglichen. Doch es gibt Hürden bei der Beantragung. Neben praktischen Anforderungen wie der Kenntnis der Leistungen und der Fähigkeit, mit Antragsverfahren umzugehen, gibt es auf Seiten der Anspruchsberechtigten auch persönliche Hemmnisse. Diese entstehen in Zusammenhang mit Antizipationen, wie Leistungsbeziehende wahrgenommen werden, Erfahrungen im Kontakt mit Ämtern, und Erwartungen vonseiten der Adressat:innen, welche Folgen der Leistungsbezug mit sich bringen könnte.
In drei Beiträgen (je 15‘), basierend auf empirischen Studien, werden Einstellungen und Wahrnehmungen verschiedener Adressatengruppen analysiert, um zu verstehen, wie diese die Akzeptanz und Inanspruchnahme von Sozialleistungen beeinflussen.
Der erste Beitrag präsentiert Ergebnisse einer DFG-geförderten Studie zu Familien in der SGB II-Grundsicherung. Auf Basis von 14 Familieninterviews sowie Interviews mit Jobcenterpersonal wurden lebensweltliche Bedeutungen des Leistungsbezugs in Familien sowie Strategien von Eltern im Umgang mit Anforderungen der Mindestsicherung untersucht.
Der zweite Beitrag basiert auf Daten aus einer durch das BMFSFJ geförderten qualitativen Studie mit von Armut betroffenen oder bedrohten Kindern und Jugendlichen, in der 54 junge Menschen zu Teilhabe- und Ausgrenzungserfahrungen sowie zu ihrer Perspektive auf Unterstützungsleistungen interviewt wurden.
Der dritte Beitrag basiert auf einer durch das BMAS geförderten qualitativen Studie zur Nichtinanspruchnahme von Grundsicherungsleistungen. In der Studie wurden anhand von 24 Interviews mit Nichtinanspruchnehmenden Logiken des Verzichts herausgearbeitet und untersucht, welche Strategien der Alltagsbewältigung in einem Leben ohne soziale Absicherung entwickelt werden.
Die Beiträge widmen sich folgenden Fragen, wobei die jeweiligen Untersuchungen unterschiedliche Zielgruppen und spezifische Haushalts- und Familienkonstellationen im Blick haben:
• Welche Erfahrungen und Erwartungen verbinden die Befragten mit sozialstaatlichen Leistungsträgern?
• Welche Haltungen und Konsequenzen leiten sie daraus in Bezug auf die eigene Inanspruchnahme von Leistungen ab?
• Wie beeinflusst die Auseinandersetzung mit sozialstaatlichem Hilfebezug innerfamiliale Beziehungen und die Lage der betroffenen Kinder?
Im Anschluss an die Impulsvorträge werden die Ergebnisse mit Expert:innen in einem Fishbowl-Format diskutiert. Insbesondere sollen Fach- und Führungskräfte, die Adressat:innen zu verschiedenen Leistungen in der Grundsicherung beraten, die Ergebnisse kommentieren. Dafür werden gezielt Vertretungen aus diesen Bereichen (bspw. aus der Wohlfahrtspflege oder der Leistungsgewährung) eingeladen. In der Diskussion soll es um Implikationen für die Gestaltung der Leistungen, die Schulung von Berater:innen sowie um die Sensibilisierung von Leistungsberechtigten/Eltern gehen.
Weiterführende Informationen
https://gepris.dfg.de/gepris/projekt/457942187?context=projekt&task=showDetail&id=457942187&
Veranstalter*in
Forschung zu Kindern, Jugendlichen und Familien an der Schnittstelle von Wissenschaft, Politik und Fachpraxis
Adressat*innen
Politik & Verwaltung
Wissenschaft & Lehre
Projekt / Fachbereich
Service- und Monitoringstelle zur Umsetzung des Nationalen Aktionsplans „Neue Chancen für Kinder in Deutschland“ (ServiKiD)