Vortrag + Diskussion
Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik e.V.
Der Beitrag stellt eine neue Typologie sozialräumlicher Benachteiligung vor und wirft Schlaglichter auf etwaige Implikationen demokratieskeptischer Raumkulturen für die kommunale Kinder- und Jugendhilfe sowie ihre Planungs- und Steuerungsmöglichkeiten.
Die soziale Ungleichheit in Deutschland nimmt seit Jahren zu. Das betrifft die gesamte Gesellschaft vor allem in Fragen von Bildung, Einkommen und Vermögen; das betrifft aber vor allem auch die unterschiedlichen Regionen und Sozialräume der Bundesrepublik. Sehen sich manche Regionen durch einen permanenten Zuwachs von Bevölkerung und Wirtschaftskraft gekennzeichnet, sind andere Räume von Abwanderung, Strukturschwäche und Armut betroffen. Diese regionalen Disparitäten bleiben auch politisch nicht folgenlos und prägen politische Raumkulturen und das Aufwachsen auf unterschiedliche Weise.
In unserem Beitrag wollen wir Schlaglichter auf mögliche Implikationen von sozialräumlicher Benachteiligung und demokratieskeptischen Raumkulturen auf die kommunale Kinder- und Jugendhilfe in den Blick nehmen. Dazu beleuchten wir insbesondere die Gestaltungsaufgaben der Jugendhilfeplanung als sozialpolitische Steuerungsinstanz vor Ort. Welche Regionen in Deutschland stehen vor spezifischen Problemen der sozialräumlichen Benachteiligung? Wie wirkt sich dies auf die demokratische Zivilgesellschaft und die Betroffenheit durch demokratieskeptische bis -feindliche Aktivitäten/Einstellungen vor Ort aus? Welche Auswirkungen können diese demokratieskeptischen Raumkulturen auf die Aufgabenfelder der Kinder- und Jugendhilfe haben? Welche Planungs- und Steuerungsmöglichkeiten stehen ihr diesbezüglich wie zur Verfügung?
Auf der Grundlage einer eigens entwickelten Raumtypologie der sozialräumlichen Benachteiligung soll genau dieser Zusammenhang skizziert und diskutiert werden. So zeigen sich nicht nur bestimmte Regionen – und dies teils nuancierter als in anderen, bestehenden Typologien und Indizes für den deutschen Raum – als gleich mehrfach bzw. in nur spezifischer Hinsicht deprivierte Sozialräume. Vielmehr sind es gerade diese mehrfach „abgehängten“ Gebiete, in denen sich eine durchgreifende Demokratieskepsis offenbart, die sich sowohl in entsprechenden Wahlergebnissen (schon jetzt) als auch in einer deutlich überdurchschnittlichen Präsenz rechtextremer Gruppierungen niederschlägt. Es sind nun überdies vielfach genau diese Regionen, in denen Wahlen auf kommunaler und Landesebene im Jahre 2024 stattfinden. Diese könnten zu mitunter gravierenden Veränderungen bzw. zu einer weiteren Verschärfung der gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen vor Ort beitragen.
Diese Rahmenbedingungen der sowohl sozialstrukturell als auch demokratiepolitisch belasteten Regionen prägen letztlich auch die Lebenswelten von Kinder, Jugendlichen und Familien und damit auch die Planungsaufgaben der kommunalen Kinder- und Jugendhilfe. Im Zentrum der Veranstaltung stehen damit nicht nur die zentralen Ergebnisse der raumtypologisch erschlossenen Unterschiede von Regionen, sondern zugleich programmatische Überlegungen, was die teils disparaten gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen im Kontext der Kinder- und Jugendhilfe bedeuten können.
Weiterführende Informationen
https://www.iss-ffm.de/themen/demokratiefoerderung-und-radikalisierungspraevention
Veranstalter*in
Als auf den sozialen Bereich spezialisiertes und unabhängiges Praxisforschungs- und Beratungsinstitut arbeitet das ISS e.V. in den Überschneidungsfeldern von Wissenschaft, Politik und Praxis.
Adressat*innen
Politik & Verwaltung
Wissenschaft & Lehre
Projekt / Fachbereich
Demokratieförderung